Es war 2018 als ich mich entschloss, mein Studium in Sprache und Kommunikation durch ein Auslandssemester in Frankreich zu ergänzen. Nach erfolgreicher Bewerbung standen drei Studienorte zur Auswahl. Ich entschied mich daraufhin für Montpellier, eine an der Mittelmeerküste im Süden des Landes gelegene Stadt. Eine Wahl, die sich schnell als richtig erwies.
Die Ankunft
2019 wurde mein Vorhaben dann Wirklichkeit. Nach einer langen Zugreise kam ich abends in Montpellier an. Eine Stadt, die ich zuvor nur vom hören kannte und die jetzt für die nächsten Monate mein Heimatort sein sollte. Trotz der zu erwartenden Schwierigkeiten, sich bei der Ankunft zu orientieren und den Weg zur Unterkunft zu finden: Das Gefühl in eine fremde Stadt zu kommen mit dem Wissen, diese nun kennenzulernen und einen Teil seines Lebens dort zu verbringen, war unvergleichlich.
Der Alltag
Neben der Vielzahl an Aktivitäten bietet ein Auslandssemester auch die üblichen Herausforderungen des Alltags. Mein bis dato längster ununterbrochener Aufenthalt in einem anderen Land hielt hierfür diverse Aufgaben bereit. Es galt, diese unter Verwendung der französischen Sprache zu meistern. Als Beispiele sind die Kommunikation mit der Verwaltung des Studentenwohnheims, das Eröffnen eines Bankkontos und das Einkaufen erwähnenswert. Über allem stand natürlich das Folgen der auf Französisch abgehaltenen universitären Vorlesungen und Seminare. Vergesst hierbei das Vorurteil, dass Franzosen hochnäsig seien! Man findet überall Hilfe, wenn man eine Frage oder ein Problem hat. Auch wenn das eigene Französisch nicht perfekt ist, so wissen die allermeisten Gesprächspartner die Bemühungen, sich verständlich auszudrücken, zu würdigen.
Die Stadt
Für jemanden, dessen Heimatstadt etwa 100.000 Einwohner hat, ist die Aussicht, in einer Stadt zu leben, die „eine Nummer größer“ ist natürlich sehr interessant.. Dies trifft auf Montpellier mit seinen fast 300.000 Einwohnern zu, wobei diese Zahl in den letzten Jahren stets gewachsen ist. Wer einmal die Sehenswürdigkeiten und das Mittelmeerklima erlebt hat, versteht, dass der Gedanke dort zu leben sehr verlockend ist. Bemerkenswert ist zudem, wie leicht sich die Stadt, auch ohne Auto, erschließen lässt. Mit vier auffallend designeten Tramlinien und Bussen die auch die umliegenden Ortschaften bedienen, ist ein effektives ÖPNV-Netz vorhanden. Auch mit dem Fahrrad und zu Fuß kommt man hervorragend von A nach B. Für eine Stadt dieser Größenordnung ist Montpellier dadurch recht ruhig.
Erlebnisse als internationaler Student
Wie an fast jedem Universitätsstandort mit internationalen Beziehungen, bietet Erasmus auch in Montpellier eine Plattform des Austauschs. Die Vielzahl an Studentinnen und Studenten, die pro Semester hier studieren, verleihen der Stadt ein weltoffenes Ambiente. Nicht selten trifft man dadurch beim Bummeln im Stadtzentrum auf Menschen die untereinander eine andere Sprache als Französisch sprechen.
Diverse angebotene Aktivitäten, ob sportlich, kulturell oder einfach zum abschalten machten es leicht, sich kennenzulernen und Freunde zu finden. So verbrachte ich viel Zeit mit der Besichtigung der Altstadt, der sportlichen Betätigung, beispielsweise beim Klettern, und bei internationalen Stammtischen. Bei letzterem sind besonders die in Montpellier intensiv gepflegten Deutsch-Französischen Beziehungen erwähnenswert, insbesondere mit der Partnerstadt Heidelberg, durch die bereits sehr gute Voraussetzungen für den Austausch untereinander geschaffen sind. Gleichzeitig waren andere interessante Städte, beispielsweise Toulouse oder Marseille nicht fern und leicht für einen Tagesausflug per Zug erreichbar. Die Tatsache, dass man mit Menschen aus aller Welt an einem Tisch sitzen und sich gegenseitig verständigen kann, sorgte für unterhaltsame Stunden und bleibende Freundschaften.
Der Abschied Ende Dezember 2019, fiel mir nach allem Erlebtem natürlich am Schwersten. Gleichzeitig ließ mich der Aufenthalt eine großartige Stadt und viele interessante Menschen kennen lernen und meinen eigenen Horizont erweitern. Das Auslandssemester ist ein Abenteuer, was ich jedem weiterempfehlen würde, da es einem viel mehr bringt, als nur auf dem Lebenslauf gut auszusehen.