Deutschland und Frankreich

Kulturelle Unterschiede Deutschland und Frankreich

Entschlüsselung der kulturellen Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland


„Das Ende des deutsch-französischen Paares?“, „Das deutsch-französische Paar: Trennung“ oder „Was wird mit dem deutsch-französischen Paar geschehen? All dies sind Schlagzeilen in der Presse, die auf eine ungewisse Zukunft der Beziehungen zwischen den beiden Ländern hindeuten. Aber wie sieht die Realität aus?
Frankreich und Deutschland, die beiden dynamischsten Volkswirtschaften der Eurozone, spielen eine führende Rolle in der europäischen Integration. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit beobachten sich unsere beiden Nationen gegenseitig, sorgen sich um die Gesundheit des jeweils anderen. Letztlich könnte nichts normaler sein, da Frankreich Deutschlands führender Exportmarkt ist und umgekehrt.
Nachbarländer mit einer gemeinsamen Geschichte, engen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, ähnlichen Kulturen… An Ähnlichkeiten mangelt es nicht, und doch bewahrt jedes Land seine eigenen Besonderheiten. Gilles Untereiner behandelt diesen Aspekt in seinem Buch „Cultural Differences and Management“, das das Verhalten, die Einstellungen und Werte der beiden Völker vergleicht und Schlüssel zur Entschlüsselung der deutschen Kultur am Arbeitsplatz vorschlägt.

Sichere Gemeinschaftsproduktivisten


Das deutsche Volk käme aus einer kommunalen und sicheren produktivistischen Gesellschaft. Nach Gilles Untereiner lassen sich diese Merkmale mit der Geschichte und dem Zweiten Weltkrieg erklären. Die Furcht vor einer zu starken Autoritätsperson würde den Gemeinschaftstrieb der Deutschen rechtfertigen. In Deutschland stehen die kollektiven Interessen vor denen des Einzelnen. Unser Gesprächspartner erinnert uns daran: „In Deutschland kommen wir erst dann voran, wenn alles gesichert ist. „Die Kultur eines Volkes ist seine DNA. Auch die jüngeren Generationen von Deutschen, die weder den Krieg noch den Fall der Mauer erlebt haben, sind von einer aufsichtsvollen Haltung geprägt“, erklärt er. Seiner Meinung nach sind der familiäre Hintergrund und die Bildung wichtige sozioökonomische Faktoren. So zeichnen sich die Deutschen durch ihre Effizienz, Konstanz und Hartnäckigkeit, aber auch durch einen hohen Grad an Spezialisierung aus, der sie zur Kooperation zwingt. Sie stützen sich auf das Kollektiv und unterscheiden sich in dieser Hinsicht von den Franzosen.

…vs. individualistische Produktivisten


Die Franzosen ihrerseits sind repräsentativ für eine individualistische, produktivistische Gesellschaft. Sie bevorzugen individuelle Initiative gegenüber kollektiven Entscheidungen, manchmal auf die Gefahr hin, Energie zu verschwenden. Auf der französischen Seite zeugen Vielseitigkeit und eine generalistische Ausbildung von intellektueller Flexibilität. Sie setzen sich damit gegenüber der Spezialisierung durch, die laut Gilles Untereiner als „Reduzierung des freien Willens“ gilt. Die Franzosen zeichnen sich auch durch ihre Neigung aus, ständig zu testen, zu innovieren und zu schaffen und dabei Risiken einzugehen. Was die Autorität betrifft, so haben die Franzosen im Gegensatz zu den Deutschen eine Kultur der Zentralisierung der Macht. Charismatische Führung wird erwartet und ist im Unternehmen notwendig. Über die Figur einer starken Autorität hinaus ist der Begriff der Hierarchie selbst von Bedeutung.

Kulturelle Unterschiede durch deutsch-französische Zusammenarbeit entschlüsseln


Innerhalb eines Unternehmens, wie auch im Alltag, ist es nicht einfach, andere zu erkennen. Einige kritisieren die mangelnde Flexibilität, Beweglichkeit, Kreativität und den Einfallsreichtum ihrer Nachbarn, während andere ihnen die Schuld für ein chaotisches, exotisches und unproduktives System geben. Und doch haben die Zusammenarbeit und das gute Verständnis zwischen den beiden Völkern ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen: vom Elysée-Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit im Jahr 1963, aus dem im selben Jahr das Deutsch-Französische Jugendwerk (OFAJ) hervorging, über die Gründung der Deutsch-Französischen Universität im Jahr 1999 bis hin zur Gründung des Fernsehsenders ARTE im Jahr 1990, um nur einige Beispiele zu nennen.

…aber notwendig und bereichernd
Aus wirtschaftlicher Sicht ist Deutschland ein Markt, auf den die Franzosen nicht verzichten können. Und umgekehrt. Dies gilt umso mehr, als alle Branchen in Deutschland lebhaft sind, auch wenn der wichtigste Sektor die Industrie bleibt. Tatsächlich ist die industrielle Kapazität Deutschlands zwei- bis zweieinhalbmal so groß wie die Frankreichs.

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